Je kaputter die Welt DRAUßEN desto heiler muss sie zu Hause sein. – Reinhard Mey
Der Begriff Familie geht auf die lateinischen Begriffe famulus („Diener“) beziehungsweise familia zurück, was so viel bedeutet wie „Gesamtheit der Dienerschaft“. Im Gegensatz zu heute gab es nämlich im römischen Reich kein eigenes Wort für ein Familiengebilde, wie wir es heute kennen. Vielmehr gingen damit patriarchale Strukturen, ein Herrschaftsgebilde und damit auch eine klare Hierarchie innerhalb der Familienmitglieder einher.
Das Verständnis einer Familie ist heute anders: wir verbinden damit Geborgenheit, Zusammenhalt und Sicherheit. Eine Familie zu haben ist ein Privileg, das wir zu schätzen und zu pflegen wissen.
Der Friede beginnt im eigenen Haus. – Karl Jaspers
Im Kern handelt es sich bei einer Familie um eine Lebensgemeinschaft von oft sehr unterschiedlichen Charakteren, die durch eine verwandtschaftliche Beziehung miteinander
verbunden sind. Diese intensive Bindung und die häufige Nähe im Familienkreis führen natürlich auch zu Konflikten. Besonders das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern wird oft von
Missverständnissen und Problemen belastet, die das gegenseitige Vertrauen untergraben können.
Die Gründe hierfür sind vielseitig: Neben natürlichen Entwicklungen, wie etwa dem Eintritt der Kinder in die Pubertät, kann es auch zu tiefgreifenden Veränderungen durch äußere Umstände, beispielsweise durch Scheidung oder Krankheit, kommen.
Wenn die Harmonie aus dem Gleichgewicht gerät, können einzelne Familienmitglieder auffällige bis hin zu „krankheitswertige“ Symptome zeigen, die zu einem steigenden Leidensdruck aller Beteiligten führen. Je länger dieser Zustand anhält, desto eher kommt es auch zu negativen Auswirkungen in anderen Lebensbereichen, beispielsweise der Arbeits- oder Schulwelt.
In einer friedlichen Familie kommt das Glück von selber. – Chinesisches Sprichwort
Die systemische Familientherapie begreift den Familienkreis als ein System, in dem die Ressourcen zur Problemlösung bereits vorhanden sind – manchmal bedarf es jedoch Hilfe, diese wieder zu aktivieren.
Im Gegensatz zu den klassischen tiefenanalytischen Schulen, die jeweils einen Gründer und ein Zentrum hatten (Sigmund Freud, Alfred Adler, Carl Gustav Jung, Victor Frankl), hat die
systemische Therapie viele Gründungsorte, einige Mütter und viele Väter. Grundlagen des systemischen Ansatzes sind die Systemtheorie und der Konstruktivismus.
Der systemische Ansatz ist der am weitesten verbreitete und praktizierte Therapie- und Beratungsansatz und versteht sich als eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren. In diesem
wird der Mensch im Kontext seiner sozialen Beziehungen gesehen.
Mit vielfältigen Methoden sollen neue Sicht-und Verhaltensweisen ermöglicht werden . Dabei steht nicht das „Warum“, sondern die lösungsorientierte Frage nach dem „Wie“ im Vordergrund, um die familiäre Bindung zu stärken und Konflikte zu beseitigen.
Die Themen einer Familientherapie sind umfassend und reichen von Kommunikationsproblemen, schulischen Problemen, über fehlenden Respekt bis hin zu Unstimmigkeiten in Erziehungsfragen. Auch bei größeren Veränderungen, wie einem Jobwechsel, Geburt eines Kindes,, Trennung oder Todesfall, mit denen die Familienharmonie schwindet, ist eine Familientherapie sinnvoll.
In einer Familientherapie bekommt jedes Familienmitglied den Raum in einem geschützten, moderierten und professionellen Rahmen, seine Sicht des Problems zu schildern. Durch das Aufbrechen von festgefahrenen, destruktiven Strukturen und dem erneuten Aufbau einer wertschätzenden Gesprächskultur, soll die Familienharmonie Schritt für Schritt wieder hergestellt werden.
Familientherapie kann dabei helfen, für bestehenden Konflikte neue Lösungen zu entdecken – unabhängig davon, ob es ein einzelnes Mitglied oder die ganze Familie betrifft.